Die erste systematische Schrift, die Ernst Cassirer veröffentlicht hat, ist das Buch »Substanzbegriff und Funktionsbegriff« von 1910, in dem er sich mit dem Problem der mathematischen und naturwissenschaftlichen Begriffsbildung auseinandersetzt. Als »Faktum« legte er den damaligen Stand der Wissenschaft zugrunde, der das klassische System der Physik noch als unbestritten galt.
Mit den Fortschritten der Wissenschaften, in diesem Fall der Entwicklung der theoretischen Physik, muss die Erkenntniskritik Schritt halten. Und so drängten sich im Laufe der Zeit neue Fragen auf, die der philosophischen Behandlung bedurften. Aus dieser Motivation heraus veröffentlichte Cassirer 1920 die Schrift »Zur Einsteinschen Relativitätstheorie« (ECW Bd. 10), in der er sich mit der Um- und Neubildung der modernen Physik durch die allgemeine und spezielle Relativitätstheorie beschäftigt.
Um dem philosophischen Ideal der methodischen Analyse und erkenntniskritischen Grundlegung gerecht zu werden, ergab sich jedoch die Notwendigkeit, auch die Auswirkungen der Quantentheorie in die Reflexion mit einzubeziehen. Den historischen Ursachen und systematischen Gründen der Sprengkraft, die die Quantentheorie auf dem ganzen Gebiet der Physik entwickelte, geht Cassirer in der Schrift »Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik« nach, die er 1936 abschließt.