Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.
Mit finster zusammengezogenen Augenbrauen blickte Dr. Thomas Reichel aus dem Fenster der geschmackvoll eingerichteten großen Wohnstube der in der ersten Etage des modernen Appartementhauses gelegenen Wohnung. Von hier hatte man einen herrlichen Blick über den Starnberger See, über dem sich an diesem Samstagnachmittag ein mit weißen Schäfchenwolken bedeckter Himmel wölbte.
Thomas Reichel, der wohlbestallte Anästhesist und Internist in der Frauenklinik am See bei Auefelden, hatte jedoch keinen Blick für diese Naturschönheiten. Hinter seiner hohen Stirn beschäftigte er sich in diesen Minuten mit anderen, profaneren Dingen. In seinen Zügen arbeitete es. Seine Augen zeigten einen Ausdruck aus einer Mischung von Enttäuschung und verhaltenem Zorn. Spätestens in diesen Minuten wurde ihm bewußt, daß er vergeblich hierhergekommen war. Langsam drehte er sich um und sah die auf der Couch sitzende dunkelhaarige Frau an, mit der er nun drei Jahre verheiratet war.
»Du bleibst also bei deinem Entschluß, Hanne«, stieß er fast heftig hervor. Das war weniger eine Frage als eine Feststellung.
»Ja, Thomas«, kam die Antwort, »und ich habe dir auch die Gründe erklärt. Ich liebe nun einmal meinen Beruf als Reiseleiterin, der mich die Welt kennenlernen läßt, und fühle mich mit meinen dreißig Jahren noch zu jung, um in einer Provinz…«
»Geschenkt, Hanne«, fiel Dr. Reichel seiner Frau hart ins Wort. »Ich weiß, was du sagen willst.«
»Dann ist es ja gut«, gab Hanne Reichel etwas schnippisch zurück. Nervös knetete sie ihre Finger. »Ich hätte allerdings etwas mehr Verständnis von dir erwartet.«
»Verständnis? Wofür?« konterte Thomas Reichel. »Etwa dafür, daß du mich, mit dem du seit drei Jahren