"Kaldenbach ist Künstler, wie wenige, die heute bauen. Ich habe das Gefühl, als habe er ein Geheimnis der Steine gekannt" charakterisierte der Architekturkritiker Adolf Behne 1919 den Architekten Fritz Kaldenbach in der Einführung zur Ausstellung "Für unbekannte Architekten" in Berlin.
Ein wahrhaft unbekannter Architekt ist Kaldenbach bis heute geblieben. Denn noch etwas verbindet ihn mit seinem Verfechter: Wie Behne als Architektur- und Kunstkritiker, Publizist und Agitator in aller Munde ist und häufig zitiert wird und doch eine umfassende Publikation über ihn noch fehlt, so ist Fritz Kaldenbach und einige seiner Zeichnungen in zahlreichen Zusammenhängen der Architekturgeschichte vertreten, ohne daß sein Leben und Werk je genauer erforscht worden wären.
Fritz Kaldenbach wurde 1887 in Aachen geboren und ist 1918 im Alter von 31 Jahren in Berlin gestorben. Stationen seines Lebens sind: Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule unter Peter Behrens, Schüler und später Mitarbeiter des holländischen Architekten J.L.M. Lauweriks, Lehrer am Staatlichen Handfertigkeitsseminar in Hagen, Mitarbeiter im Büro von Walter Gropius und Adolf Meyer, Leiter des Baubüros der Berliner Stahlbaufirma Breest & Co., Kontakt zum Hagener Kreis um Karl Ernst Osthaus, Mitgliedschaft beim Deutschen Werkbund. Nach Kaldenbachs Tod wurden Entwürfe in Ausstellungen des Arbeitsrates für Kunst gezeigt und von Bruno Taut in der Zeitschrift "Frühlicht" veröffentlicht. Kaldenbachs Nachlaß umfaßt Zeichnungen und architektonische Entwürfe, Pläne der Bauten für Breest & Co. sowie zahlreiche Briefe.
Die vorliegende Arbeit rekonstruiert Kaldenbachs bisher weitgehend unbekanntes Leben und Werk, dokumentiert den Nachlaß und erschließt seine Position in der Architekturentwicklung der beiden ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Denn, so Behne: "Neben Poelzig, Taut und Gropius stünde als Kämpfer eines neuen Bauens Fritz Kaldenbach, hätte ihn nicht ein früher Tod genommen…"
Diss. Bonn 1995.