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Geschichte des Gil Blas von Santillana: Ein Schelmenroman

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Geschichte des Gil Blas: Die 100 Jahre zurĂŒck und nach Spanien verlegte Handlung spiegelt in Wahrheit zeitgenössische französische VerhĂ€ltnisse, wobei aus der Perspektive des Ich-ErzĂ€hlers und Protagonisten, Sohn eines Stallmeisters und einer Kammerzofe, die verschiedensten Milieus von ganz unten bis ganz oben satirisch-kritisch vorgefĂŒhrt werden. Zugleich, und das ist neu fĂŒr das Genre, ist Lesages Picaro eine relativ gebildete Person, die im Verlauf der episodenhaft gestrickten ErzĂ€hlung auch eine charakterliche Reifung erfĂ€hrt, womit ZĂŒge der spĂ€teren Gattung Bildungsroman vorweggenommen sind. Die Figur des Gil Blas war als Prototyp des scharfsichtigen und zugleich dickfelligen Spötters bis ins frĂŒhe 20. Jahrhundert hinein allen gebildeten Franzosen gelĂ€ufig, nicht zuletzt auch als Namenspatron der von 1879 bis 1914 existierenden satirischen Zeitschrift, in der z. B. Maupassant und Jules Renard publizierten. Arthur Schopenhauer empfahl in seiner Abhandlung "ĂŒber Erziehung" den Gil Blas als einen der ganz wenigen Romane, der realistisch vermittle, "wie es eigentlich in der Welt hergeht".

Alain-RenĂ© Lesage (1668-1747) war ein französischer Schriftsteller mit gesellschaftskritischem Blick und Sinn fĂŒr Komik. Er gilt als der erste Autor der französischen Literatur, der ganz vom Verkauf seiner Produkte am Literaturmarkt lebte, der sich um 1700 herauszubilden begann. Er bediente sich dabei unverhohlen bei etlichen Vorbildern, etwa spanischer pikaresker Literatur. PĂ€dagogische oder gar revolutionĂ€re Absichten verfolgte er nicht.