Die Problematik der Alterität ist bei Husserl, anders als bei späteren Phänomenologen, nicht frontal thematisiert worden. Trotzdem lässt sich, so die These dieses Buches, ein impliziter husserlscher Begriff der Alterität ausmachen. Zentral hierfür ist Husserls Konzeption des Horizontes als einer Denkfigur der Grenze: Denn die Horizontstruktur verweist einerseits auf einen nicht gegebenen Überschuss und eröffnet somit Alterität; andererseits wird dieser Überschuss immer schon, zumindest minimal, vorgezeichnet und entzieht der Alterität somit ihre Andersartigkeit. Die Analyse des Horizontes führt somit in das Herz des Paradoxes der Alterität: Alterität, die erscheint, ist immer schon aufgehobene Alterität. Die absolute Alterität erscheint nicht, sie kann nur blitzartig einbrechen. Ein solcher Einbruch zeigt sich als Enttäuschung der Horizonte – wobei diese aber sogleich von neuen Antizipationen ersetzt werden und Alterität somit wieder verdeckt wird. Die Alterität steckt also in, oder besser gesagt hinter allem, was erscheint, und lässt sich nicht auf das Problem des alter ego reduzieren. Darüber hinaus führt eine solche Untersuchung der Alterität zu neuen Herausforderungen der husserlschen Epoché, die am Ende des Buches skizziert werden.