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Kappa

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Ryunosuke Akutagawa gilt als "Vater der japanischen Kurzgeschichte". Mehr als 150 ErzĂ€hlungen entstanden in seiner kurzen Schaffensperiode von 1916 bis 1927. Der nach ihm benannte Akutagawa-Preis, der halbjĂ€hrlich fĂŒr die beste Kurzgeschichte eines Newcomers vergeben wird, zĂ€hlt zu den bedeutendsten literarischen Auszeichnungen in Japan.

"Kappa" ist die umfangreichste und nach "Rashomon" wohl bekannteste ErzĂ€hlung Akutagawas. In diesem sehr persönlichen Werk projiziert der Autor seine Gedanken zur japanischen Gesellschaft und zu seinem eigenen Leben auf die Hauptfigur, den Patienten einer Nervenheilanstalt in Tokyo. Dieser berichtet von seiner Reise in das Land der Kappas. Diese froschĂ€hnlichen Wesen leben in einer Welt, die zugleich mĂ€rchenhafte wie erschreckende Merkmale aufweist. Wie bei Swifts Gulliver und bei Carrolls Alice im Wunderland verwendet Akutagawa bei der Darstellung der Kappawelt die satirischen Mittel der Übertreibung und der Umkehrung von Sachverhalten, um dem Leser einen Spiegel vorzuhalten. Es entsteht ein dĂŒsteres Menschen- und Gesellschaftsbild, das gerade durch die vermeintlich komischen Episoden an kritischer SchĂ€rfe gewinnt.

Kappa entstand im Februar 1927, nur fĂŒnf Monate vor dem Freitod Akutagawas, der in seinem Abschiedsbrief bekannte, im letzten halben Jahr seines Lebens an nichts anderes als an das Sterben gedacht zu haben. So ist der Selbstmord des Kappa-Dichters Tock im dreizehnten Kapitel der ErzĂ€hlung wohl als AnkĂŒndigung seines eigenen Schicksals zu verstehen.