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Milchfrau in Ottakring : Tagebuch einer russischen Frau - Mit einem Vorwort von Dietmar Grieser

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Dieses spannende Buch erzĂ€hlt von den Erlebnissen und EindrĂŒcken der Alja Rachmanowa, geboren als Alexandra Galina Djuragina, verheiratet mit dem Österreicher Arnulf von Hoyer. Das Ehepaar musste 1925 mit seinem damals drei Jahre alten Sohn Jurka Russland aus politischen GrĂŒnden verlassen.

Völlig mittellos in Wien angekommen, gelingt es der Familie mit Hilfe eines Freundes, ein MilchgeschĂ€ft zu erwerben. Alja, die in Russland eine akademische Laufbahn begonnen hatte, verdient nun als "Milchfrau" den Unterhalt fĂŒr die Familie, wĂ€hrend ihr Mann an der Wiener UniversitĂ€t alle in Russland absolvierten PrĂŒfungen wiederholen muss.

Die Erinnerungen der Alexandra von Hoyer dĂŒrfen als Milieustudie ersten Ranges bezeichnet werden; sie geben nicht nur Einblick in die mĂŒhevolle TĂ€tigkeit einer Wiener "Greislerin" jener Tage, sondern gleichzeitig Zeugnis dieser von Unsicherheit und Armut geprĂ€gten Zeit: "Eine Semmel auf Kredit". Das Mosaik von Schicksalen beeindruckt mehr als jede abstrakte historische Analyse. Fabrikarbeiterinnen, Kriegsgefangene, MĂŒtter unehelicher Kinder - deren Situation in dieser Zeit besonders krass war - Prostituierte und Trinker sind Aljas armselige Kunden, die aus ihrem Leben erzĂ€hlen.

Die Briefe der Mutter aus Russland und Aljas TrĂ€ume zeichnen die Situation in der verlorenen Heimat und die Sehnsucht nach ihr. Die in der Form eines Tagebuchs gefĂŒhrten Aufzeichnungen reichen vom Juli 1925 bis zum August 1930. Otmar, wie Alja ihren Mann im Buch nennt, hat seine PrĂŒfungen abgeschlossen und findet eine Anstellung in Salzburg; das Leben der kleinen Familie wendet sich endlich zum besseren.