Sprachkritische Äußerungen sind in erzählenden Texten Robert Musils allgegenwärtig. Gleichzeitig machen deren Hauptfiguren immer wieder intensive Körpererfahrungen – Auffälligkeiten, die für den literarhistorischen Kontext typisch sind. Eine nachdrückliche Verbindung dieser beiden Momente bildete bislang eine Leerstelle, die dieser Band zu füllen versucht. Smerillis Textanalysen konzentrieren sich auf Verbindungen der Sprach- und Körperthematik in Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, Vereinigungen und Der Mann ohne Eigenschaften. Sie zeigen, dass die Gleichzeitigkeit dieser Themen keinesfalls zufällig ist. Vermittelt über seine Figuren stellt Musil dar, dass der in der Moderne sprachlich ›erblindete‹ Mensch versucht, mit dem Körper zu ›sehen‹. Er entwickelt zudem in Essays und nachgelassenen Notizen eine Wahrnehmungstheorie, die exakt auf diese erkenntnistheoretische Umorientierung weg vom ›Leitfaden der Sprache‹ hin zum »Leitfaden des Leibes« (Friedrich Nietzsche) reagiert. Es ergibt sich ein neuer Blick auf Musils Texte und die Problemkonstellation der literarischen Moderne.
Filippo Smerilli erhielt 2008 für seine Arbeit den Dissertationspreis der Gesellschaft der Freunde der Bergischen Universität Wuppertal.