Das Buch stellt eine bisher nahezu unbekannte, aktuell noch knapp 2300 Gewebe und Kostümfragmente umfassende Textilsammlung vor, die der NS-Architekt Albert Speer in den Jahren 1940-1945 anlegen ließ. Sie diente als Vorbildersammlung für die Innenausstattung von Repräsentationsbauten, die Hitler und Speer im Zuge der Umgestaltung Berlins zur neuen Reichshauptstadt „Germania“ planten. Der Entstehungszeitraum der Stoffe reicht von den 40er Jahren des 20. Jh. bis in die spätantike Zeit zurück. Der von Speer beauftragte Innendekorateur Wilhelm Hanzer erwarb sie vor allem in Italien und Frankreich, aber auch in Deutschland und Belgien. Neben einer systematischen Erfassung der Textilien, die sich derzeit im Berliner Kunstgewerbemuseum befinden, informiert der Band über die Finanzierung und Aufbewahrung der Sammlung. Die äußeren Umstände unter denen die Ankäufe in den jeweiligen Ländern erfolgten, werden untersucht und die Geschichte von Verwendung, Handel und Manufaktur von Dekorationstextilien im 19. und frühen 20. Jh. anhand von Firmenchroniken nachgezeichnet. Der kriegsbedingt sehr eingeschränkte praktische Nutzen der Vorbildersammlung ist am Beispiel der Innenausstattung des Posener Stadtschlosses dargestellt. Die wechselvolle Nachkriegsgeschichte der Sammlung findet in der Untersuchung ebenso Beachtung wie die Frage, nach der Rechtmäßigkeit der Erwerbungen und der evtl. daraus resultierende Pflicht zur Restitution.