Der 'Sonnenwirt' Christian Friedrich Schwan, die Bremerin Gesche Gottfried oder der 'Totmacher' Fritz Haarmann haben aufsehenerregende Morde verübt, die in Literatur und Film fortleben. Von den 'Histoires tragiques' des Barock bis zu sensationellen Gerichtsreportagen und 'Tatorten' unserer Zeit erfreut sich kaum ein Stoff größerer Beliebtheit als authentische Verbrechensfälle. Mit tatsächlichen Schauplätzen des Schreckens können es erfundene Kriminalgeschichten jedenfalls kaum aufnehmen.
Exemplarische Analysen von Kriminalfallgeschcihten vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart widmen sich diesem fast naturgesetzlichen zusammenhang von Ereignis und Interesse. Auf welche Weise treten historischer Fall und seine künstlerische Darstellung in ein kreatives Spannungsverhältnis? Wie werden Details der 'wahren Geschichte' zugunsten einer besseren Wirkung verändert? Welche Anpassungen an epische, lyrische, dramatische oder filmische Genres sind erforderlich? Anhand solcher Fragen wird der Versuch unternommen, Kriminalfallgeschichten als ein bislang unterschätztes Genre zu erschließen, in dem sich Kriminalpsychologie und Jurisprudenz mit Literatur verbinden.