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Was ist Sterben?

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SO paradox es klingen mag, Sterben und Tod erscheinen auf vielfĂ€ltige Art und Weise kulturgeschichtlich von grĂ¶ĂŸerer Bedeutung als Geburt und Leben.

Sind es zivilisationsĂŒbergreifend doch gerade die mit dem Lebensende verbundenen SeelenAnnahmen, die Sinn gestalten und Gesellschaft entwerfen. WĂ€hrend reflexives Menschwerden somit bislang Ă€ußerst dominant in Grenzerfahrungen eigener Verletzlichkeit und VergĂ€nglichkeit orientiert ist, dokumentieren ihre aktuellen sozialen VerdrĂ€ngungen und Umwertungen in wesentlichen Teilen ein neues VerstĂ€ndnis vom Selbst zwischen Gegenstand und Ware.

Derart positioniert sich die moderne Thanatologie vielfach als gesellschaftspolitische Intervention, die dem Ich wenig Raum fĂŒr HeilsErwartungen bietet, die außerhalb der eigenen materiellen Lebensspanne und psychosozialen ErlebensGewohnheit liegen. Sind dem Menschwerden aber Geburt und Sterben – ohne echten Erkenntnisgewinn – erfĂŒllendem Selbstzweck und ethischer Transzendenz enthoben, bleiben sie der Gefahr ausgesetzt, zur freien VerfĂŒgungsmasse einer wissenschaftlichen Beschreibungsindustrie zu werden, die sich ohnmĂ€chtig darin gefĂ€llt, am konventionellen Narrativ zu erschöpfen.

Band 9 der Reihe EDITION FREIHEIT möchte grundsÀtzlich und entschieden ins Bewusstsein rufen, dass Sterben und Tod deutlich zu differenzieren sind.

Bleibt das Sterben unter allen UmstÀnden ein lebendiges HandlungsGeschehen, verweisen `ErfahrungenŽ und Vorstellungen von Tod auf transformative WirklichkeitsDynamiken, die in konventioneller Hinsicht Unbeschreibbarkeit und darin ein VerhÀltnis zur wahrgenommenen Lebendigkeit implizieren, von dem nicht zwingend ersichtlich wird, warum es anders betrachtet werden sollte als das vorgeburtlich `Ungewordene Ž.

Schenken aktuelle TodesBeschreibungen dem Leben daher letztlich substantiell nichts außer Deklaration und Annahmen, ist auch das lebendige Sterben ein fundamentaler und wirkmĂ€chtiger Teil MENSCHWERDENDER FREIHEIT.