Im Kapitel 24 der Song-zeitlichen Kôan-Sammlung Wu-men-guan/Mumonkan zitiert Feng-xue Yan-zhao (896 – 973) aus einem Gedicht des Du Fu (712 – 770) die Zeilen:
Beständig denke ich an Jiang-nan im Monat März –
Die Rebhühner rufen und der Duft Hunderter von Blumen
Zu dieser vorbehaltlosen Welt- und Lebensbejahung des chinesischen Chan gibt es in unserem europäischen Kulturkreis nur eine gleichwertige und gleichfalls jeder Zuflucht in etwas Ewigem zuwiderlaufende Entsprechung – Parádeisos (παράδεισος), altper-sisch pairidaëza, das Glück der ‚Gärten des Großkönigs‘.
Und genau das ist es, worauf ZEN nach dem unumgänglichen Abschied von einer ‚Buddha-Natur‘ hinauswill – dass wir, statt Zuflucht und Geborgenheit in einer Sphäre der Vollkommenheit jenseits der Welt der Dinge zu suchen, eben diese Geborgenheit in der Welt der Dinge selbst erfahren, einer durchaus gebrechlichen Welt, die gleich-wohl schon von unserer evolutionären Herkunft her unsere Heimat ist, unsere einzige und darum auch unsere ‚wahre‘ Heimat. Dass dabei die Vergänglichkeit alles Irdischen, unsere eigene und die der ‚Gärten des Großkönigs‘, unserem Aufgehoben-Sein inmitten der Welt, gar einem unbedingten, keinen Abbruch tut, dazu verhilft uns ZEN.