Filmwissen

BĂŒcherreihen ‱ 4 BĂŒcher

Der Autor verfolgt das Genre von seinen AnfĂ€ngen (Das Kabinett des Dr. Caligari, , M- eine Stadt sucht einen Mörder) ĂŒber den film noir bis hin zum Schweigen der LĂ€mmer, Illuminati und Shutter Island und zeigt was die Faszination des Genres ausmacht, welche Ängste und welche Hoffnungen es im Zuschauer auslöst und welchen Blick auf die Gesellschaft die Verbrecherjagd erlaubt.

Wie eigentlich jedes Filmgenre, wie jede "ordentliche" Geschichte, handelt der Thriller von Leidenschaft, von Sex und von Verbrechen, allgemeiner: von Grenzverletzungen innerhalb der gesellschaftlichen Regelungen. Doch anders als zum Beispiel im Gangsterfilm dient hier das Verbrechen nicht (oder doch nur in sehr neurotischer Weise) einem "sozialen Aufstieg ĂŒber die Hintertreppe", und anders als zum Beispiel im Detektivfilm dient seine AufklĂ€rung nicht dem gesellschaftlichen Konsens, ja das Verbrechen und seine Ahndung dienen, so scheint es zunĂ€chst, im Thriller sehr oft zu ĂŒberhaupt nichts. Das Verbrechen ist weder vom Ursprung noch vom Ziel her eindeutig zu fassen, es wirkt eher wie das Zeichen fĂŒr eine viel tiefer gehende Beunruhigung: Regeln und Gesetze werden da nicht so sehr verletzt oder umgangen, sondern gerade durch ÜbererfĂŒllung oder durch die perfekteste Aufrechterhaltung des "schönen Scheins" ad absurdum gefĂŒhrt. Die Anpassung an tatsĂ€chliche oder gedachte GrĂ¶ĂŸen, weniger die ErfĂŒllung eines BedĂŒrfnisses als die einer Rolle, fĂŒhrt zur Gewalt. Am Ende von PSYCHO wissen wir, was mit Norman Bates und der seltsamen Liebe zu seiner Mutter geworden ist; es klingt vernĂŒnftig, was uns der Psychologe da erzĂ€hlt, und doch beginnt hier die schreckliche VerlĂ€ngerung dieses "Falls" in unser Alltagsleben hinein, und kein Sherlock Holmes wĂ€re da, durch seine rationalization die völlige NormalitĂ€t des VernĂŒnftigen wiederherzustellen.

In einem Thriller steht das Verbrechen selbst, nicht seine AufklÀrung, nicht seine Motivation, nicht seine Determination im Vordergrund.