Amelie ist eine echte Berufs-Wiedereinsteigerin. Vor mehr als zwanzig Jahren, hatte sie als Journalistin, bei einer Demonstration, einen PolizeiknĂźppel zu spĂźren bekommen. Die Platzwunde, die sie am Kopf davon getragen hatte, war aber nicht ausschlaggebend dafĂźr, dass sie sich aus diesem Metier verabschiedet hatte, nein. Es war die grenzenlose Ungerechtigkeit, mit der sie sich nicht arrangieren konnte. Zwar hatte man den Polizisten ausfindig gemacht-, er konnte aber nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Der Staat stellte ihm einen rabiaten, gewieften Anwalt zur Seite. Sie hatte keine Chance. Amelie beschloss Hausfrau und Mutter zu werden, und nebenher, als Kolumnistin bei einer Frauenzeitschrift, ein paar Euros dazuzuverdienen. Heute war die Ehe längst geschieden, der Sohn aus dem Haus, und Amelie wagte einen zweiten Anlauf. Diesmal aber lieĂ sie die Finger von der Politik. DafĂźr fĂźhlte sie sich zu alt, um auf diesem Parkett noch einmal FuĂ zu fassen. Sie rechnete zwar nicht damit, dass man sich um sie reiĂen wĂźrde, bekam aber den ausgeschriebenen Job bei einer kleinen Berliner Zeitung. Zwei Wochen ist sie erst in der Redaktion, und muss mit einem groĂen Satz ins kalte Wasser springen. Der Kollege, der das Interview mit diesem Spinner fĂźhren sollte, hatte einen Autounfall, und lag mit einer gebrochenen Schulter in der CharitĂŠ. Die anderen Kollegen waren alle schon verplant, Amelie musste also ran, ob sie selbst wollte, oder nicht. Ein verwirrter Computerjunkie sollte interviewt werden. Und âŚ, dummerweise war er der Sohn von einer sehr bekannten PolitgrĂśĂe aus der Regierung. Er erzählte Unfassbares. Perfides.