Ein hochpolitischer Roman Ăźber das bewegte Leben eines Kriegsverbrechers, Ăźber seine Untaten wie seine erfolgreichen BemĂźhungen, sich nach 1945 aus der Verantwortung zu stehlen.
Bis zu seinem Tod Ende der fĂźnfziger Jahre ist Bitter immer elegant davongekommen, nun wird ihm endlich im Erzählen der Prozess gemacht. Ludwig Laher zeichnet - minutiĂśs recherchiert - in verschiedenen Tonlagen den bemerkenswerten beruflichen wie privaten Werdegang des Gestapo-Chefs von Wiener Neustadt und MassenmĂśrders von Charkow nach (der in Wirklichkeit anders hieĂ). Manchmal ist der Erzähler distanziert wie ein Chronist, an anderer Stelle ganz nah am Geschehen, sodass er fast in den Kopf seines Helden steigt, dann wieder hält er diese Nähe nicht aus und verschafft sich in AusbrĂźchen Luft. Wert legt Laher auf die kleinen, sonst oft Ăźbersehenen Details, etwa wenn er erzählt, wie Bitter nach dem Krieg ausgerechnet von einem prominenten jĂźdischen Anwalt verteidigt wird, dessen Eigentum er Jahre zuvor arisiert hatte, inklusive der groĂen Limousine, die er stolz durch Wiener Neustadt steuerte. Das moralische Urteil kann keinem Zweifel unterliegen, und doch gestattet Lahers erzählerischer Zugriff, dass man diesem Mann und den Verhältnissen, in denen er sein Unwesen trieb, ganz nahekommt.