Ein Roman Ăźber das deutsche Leiden an der Nazi-Vergangenheit, ganz und gar kein historischer Roman also, sondern einer Ăźber das Heute. Woher dieses Leiden rĂźhrt, ist bestens bekannt, seine ĂuĂerungsformen jedoch sind vielfältig. Darum ist dies zugleich ein Roman Ăźber die mittleren Jahre des Lebens, Ăźber die Zeit, wenn die Gewissheit abhanden gekommen ist, dass man auf dem richtigen Weg durch die Welt geht, und es ist ein Roman Ăźber die Einsamkeit ebenso wie Ăźber die Freundschaft.
Das Eigentliche ist â fĂźr jeden etwas anderes. FĂźr Hans Frambach sind es die Verbrechen der Nazizeit, an denen er leidet, seit er denken kann. Darum ist er Archivar im Institut fĂźr Vergangenheitsbewirtschaftung geworden; nur fragt er sich, ob es nicht an der Zeit fĂźr eine andere Arbeit wäre.
Auch fĂźr seine beste Freundin Graziela stand die Fassungslosigkeit Ăźber diese Vergangenheit im Mittelpunkt â bis sie einen Mann kennenlernte, der sie begehrte, und fortan die Begegnung der Geschlechter im Fleische fĂźr das Eigentliche hielt; ein Konzept, an dem sie nun zweifelt.
Aber kann man denn den Nationalsozialismus fßr alles verantwortlich machen? Eigentlich ist es doch ihre Unfähigkeit zum Glßck, die Hans und Graziela zu so wunderlichen Gestalten macht. Nur sie selbst halten ihr Unglßck nicht fßr gott-, sondern fßr nazigegeben.
Zugleich hat auch der Staat, in dem sie leben, sein Eigentliches. Es ist das unausgesetzte Bemßhen um Harmlosigkeit seiner Repräsentanten, das allen voran die Bundeskanzlerin vorfßhrt, wenn sie jede Woche ßbers Internet zu uns spricht.
Iris Hanika zeigt, wie die Verbrechen der Nazizeit uns bis heute in ihren Klauen halten, und ßbersieht dabei nicht, zu welchen Absurditäten die Professionalisierung des Gedenkens fßhrt. Eigentlich ist unsere Hilflosigkeit angesichts dieser Verbrechen das Eigentliche.