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Das Eis-Schloss

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Tarjei Vesaas (1897–1970) schuf mit "Das Eis-Schloss" einen dichten Roman, der sich unvergesslich ins GedĂ€chtnis brennt. Darin erzĂ€hlt er die Geschichte von zwei elfjĂ€hrigen MĂ€dchen, Siss und Unn. Unn kommt als Waise zu ihrer Tante in ein Dorf auf dem norwegischen Land und bringt mit ihrer Verstummtheit nach dem Verlust der Eltern das GefĂŒge der kleinen Gemeinschaft kaum merklich aus dem Gleichgewicht. Siss fĂŒhlt sich zu ihr hingezogen, die MĂ€dchen freunden sich an – bis Unn plötzlich verschwunden ist. Ein eisgefrorener Wasserfall im Fluss mit glitzernden TĂŒrmchen und durchsichtigen Kammern, den die Kinder "Eis-Schloss" nennen, hat sie auf fatale Weise angezogen. Siss muss mit dem Verlust und ihrer Einsamkeit zurechtkommen und zieht sich in sich zurĂŒck. Wie gelingt es ihr, diese Vereisung aufzutauen und wieder Teil der Dorf- und Schulgemeinschaft zu werden?

Neben der berĂŒhrenden Geschichte ist es vor allem die Sprache, die den Leser in den Roman hinein und zu den Figuren hin zieht und seinen Atem stocken lĂ€sst. Schneidende, eisklare SĂ€tze, poetische Bilder von mitreißender Kraft, die sich einer eindeutig entschlĂŒsselnden Lesart entziehen. In der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel funkeln die SĂ€tze in diskreter PrĂ€zision, wie in Eis gekratzt, und können von allen Seiten betrachtet werden, ohne sich durchdringen zu lassen – der Roman behĂ€lt manche Geheimnisse fĂŒr sich. "Das Eis-Schloss" ist eine virtuose Studie existenzieller Einsamkeit und der Sehnsucht nach menschlicher NĂ€he und Verbindung, aber gleichzeitig ist es auch ein formal bezwingendes Sprachkunstwerk von enorm suggestiver Kraft.