Was haben Miranda July, Markus Werner und Wilhelm Genazino gemeinsam? Lesen Sie dieses Buch und Sie wissen es.
Maria hat Zeit. So sitzt sie tagsĂźber oft auf einer Bank am Platz vor der Kirche, beobachtet das Treiben dort, ein Kommen und Gehen, Leute, die Ziele haben und wenig Zeit. Die arbeitslose Textilfachverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiĂ, was zueinander passt, was Schwächen kaschiert und VorzĂźge betont. In ihrem Fall ist das schwieriger: Welcher Vorzug macht ihr Alter vergessen fĂźr einen Markt, der sie nicht braucht? Alt ist sie nicht, aber ihr Leben läuft trotzdem rĂźckwärts, an seinen MĂśglichkeiten, Träumen und Unfällen vorbei: Otto, den sie im GemĂźsefach vergisst, Walter, den Elvis-Imitator von der traurigen Gestalt, der sie zur Witwe macht, Eduard, der mit einer anderen aus der Stadt zurĂźckkehrt, ihre kleinere Schwester, die sosehr Mutter ist, dass sie Maria wie ein Kind behandelt.
In solchen Geschichten um solche Menschen, liebenswert in ihrer skurrilen Versponnenheit, entwirft Anna Weidenholzer ein Bild von einer Frau am Rande der Gesellschaft. Und das ist immer noch mitten im Leben.