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Die Kabbala des pegaseischen Pferdes : Zweisprachige Ausgabe

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Die 1585 in London erschienene »Cabala del cavallo pegaseo« ist Giordano Brunos radikalstes Werk und der einzige Text, von dem sich der Philosoph aus dem sĂŒditalienischen Nola freiwillig distanziert hat. Die »Cabala« ist ein ĂŒber weite Strecken außerordentlich vergnĂŒglich zu lesender, beißend ironischer Text ĂŒber die menschliche Dummheit, die grauenhaften Folgen des religiösen Fanatismus, die damit einhergehende Verdunkelung der Wahrheit und die daraus resultierende Malaise in der wissenschaftlichen Kultur. Die Skeptiker sind hier das Ziel von Brunos Polemik, aber vor allem hat es der Autor auf die Juden und Christen abgesehen. Neben dieser scharfen Kritik an der zeitgenössischen Religion handelt die »Cabala« auch von der universellen »vicissitudo«, jener konstanten VerĂ€nderung, der alle Dinge unterworfen sind. Dieses Theorem wird hier in Zusammenhang mit der Seelenwanderung und dem Thema der essentiellen Gleichheit von Menschen und Tieren erörtert.

Unstrittig war es Brunos zentrales Anliegen, die zeitgenössischen geistigen, kulturellen und religiösen MißstĂ€nde der europĂ€ischen Gesellschaften in sarkastischen Lobeshymnen auf die Dummheit darzustellen. Gleichzeitig lassen sich dabei auch Konzepte extrapolieren, die der Autor diesen negativen Aspekten positiv entgegenstellt. Hier ist besonders die autonome TĂ€tigkeit des Individuums zu nennen: Sie ist nicht von religiösen oder intellektuellen AutoritĂ€ten geleitet, sondern strebt nach authentischer, zeitgemĂ€ĂŸer Erkenntnis und setzt sich damit fĂŒr das politische Gemeinwohl ein.