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Die kennen keine Trauer

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Nach seinem beeindruckenden Roman Meine fĂŒnf Jahre als Vater (Luftschacht 2016) zeigen wir Bjarte Breiteig erneut in seiner Meisterschaft als Autor minimalistischer ErzĂ€hlkunst. In Die kennen keine Trauer (Surrogater, 2000) – in Norwegen sein zweiter von drei ErzĂ€hlbĂ€nden – liefert Breiteig in sieben Geschichten scheinbar leicht hingeworfene Skizzen und Ausschnitte aus brĂŒchigen Lebenswelten: pubertierende Knaben, die sich an der Schule einer plötzlichen und unerklĂ€rt bleibenden Zerstörungswut hingeben; ein kranker, alternder Industriearbeiter, der an seinem letzten Arbeitstag in den DuschrĂ€umen der Firma zusammenbricht; der Vater, der mit seinem Jungen in das Haus seiner Eltern zurĂŒckkehrt, das voller Erinnerungen an den toten Bruder steckt; der junge Mann, der ĂŒber eine Trennung nicht hinwegkommt, seine Mutter darĂŒber belĂŒgt und eine merkwĂŒrdige Online-Bekanntschaft eingeht: Es sind stille und intensive Figuren, die Breiteig in seinen Texten zeichnet, er erzĂ€hlt von (zerbrochenen oder zerbrechenden) Beziehungen, die von Scham und SchuldgefĂŒhlen, SehnsĂŒchten und Misserfolgen geprĂ€gt sind. Und so, wie all diese Menschen ihre Verletzungen und EnttĂ€uschungen hinter ihrer Sprachlosigkeit verborgen halten, liegt der Bedeutungshorizont bei Breiteigs Geschichten meist zwischen den Zeilen.