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Die Stadt unter dem Meere

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Lichter blitzten ĂŒberall auf. Laternen geisterten im Dunkel. Schreie hier und dort vermischten sich mit dem Rauschen der Brandung. Weit draußen auf der See irrlichterten Fackeln und Laternen in Booten, und am Horizont funkelten zitternde Lichter durch die Bullaugen eines Ozeanriesen, der westwĂ€rts zog.

"Emilia!" "Emiiiliaa!"

Der Ruf erschallte aus allen Richtungen. Tiefe MÀnnerbÀsse und schrille Frauenorgane trugen den Namen.

"Emilia!!" Hell und laut erscholl eine MĂ€nnerstimme. Der Ton war stark und doch in Angst gehĂŒllt.

Ein krĂ€ftiger, hoch gewachsener junger Mann von etwa 25 bis 27 Jahren schwang zwei Fackeln in den HĂ€nden. Er stieß den Ruf mit voller Lunge ins Dunkel der Nacht.

Auf dem Inselchen zwischen Spotorno und Bergeggi flammte der Scheinwerfer auf. Milchig huschte der Lichtstrahl ĂŒber die schwarzen Wellen.

Von Noli kamen die Fischerboote herĂŒber. Die Aufregung wuchs.

"Die fĂŒnfte ist es. Die fĂŒnfte hat man gemordet!"

Alle schrien durcheinander.

Die Mutter Emilias warf sich kreischend auf den Felsen und schlug heftig mit dem Kopf auf den Stein: "Mia carissima Emilia! Mia carissima Emilia! Mia povera ragazza!"

Der Strahl des Scheinwerfers rastete auf dem erhöhten Felsplateau. Fahl sahen die braunen Gesichter aus. Mit weit geöffneten Augen blickten alle ins dunkle Meer hinab.

Fischer mit Fackeln kletterten die Felsen herauf.

Die Mutter springt auf, stĂŒrzt den MĂ€nnern entgegen. Bittend, mit gefalteten HĂ€nden, steht sie vor ihnen. Ihre Lippen zittern.

Die MÀnner senken die Köpfe, zucken die Achseln. Einer bekreuzigt sich, die anderen folgen seinem Beispiel.

"Die fĂŒnfte ist's! FĂŒnf sind in kurzer Zeit verschwunden!" Einer stĂ¶ĂŸt es scharf hervor. Andere fallen mit Entsetzen in den Ruf ein.

"FĂŒnf! FĂŒnf unserer besten und schönsten MĂ€dchen!"

Ein großer bartloser Fischer reißt seine Tochter herum. Mit Grauen im Blick und halb offenem Munde hört sie zu und bekreuzigt sich unbewußt, ununterbrochen. "Nach Hause mit dir. Ins Bett und den Riegel