Das "enfant terrible" der schwedischen Literatur, August Strindberg, der zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts einer der meistgespielten Autoren auf deutschen Theaterbühnen war, hat seine Feder auch gelegentlich bemüht, um spitzzüngige Parabeln in Form von Fabeln umzusetzen, bei welchen gesellschaftliche und menschliche Schwächen gnadenlos offengelegt werden. In "Der heilige Ochse oder der Triumph der Lüge" wird der Ochse Alexander von den Stellvertretern Gottes auf Erden als 1060te Inkarnation des aktuell wichtigsten Gottes erkannt und dessen Besitzer enteignet, aber die unverschämte Dreistigkeit, mit welcher die Priester ihren irrsinnigen Wahrheitsanspruch gegenüber dem Volk an den Tag legen, kommt vor dem Fall. In "Die Möwen" werfen die Weibchen dieses Seevogelgeschlechts ihren Männchen vor, nicht ausreichend Zeit mit Ihnen zu verbringen, was die männlichen Möwen, wie andere egozentrische Verhaltensweisen, als ihr Naturgegebenes Recht ansehen. Es kommt zum Streit der Geschlechter und eine erfahrene Möwe macht sich auf den Flug herauszufinden, ob es so etwas wie typisch weibliches und männliches Verhalten überhaupt gibt. Dabei begegnet sie einer altgedienten Ente, welche ihr anhand praktischer Beispiele aus der Natur, von welchen sich die Möwe mit ihren eigenen Augen überzeugen darf, den Beweis liefert, dass es keinerlei Dominanz-Vorrechte des einen Geschlechts vor dem anderen gebe. Von diesem Naturfaktum etwas klüger gemacht kehrt die Möwe zu ihren Artgenossen zurück.