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Macht und Herrschaft in der Servicewelt

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Mit der Dienstleistungsarbeit ging ein Versprechen auf Wohlstand, Aufstiegsmöglichkeiten und soziale Teilhabe einher; sie gilt bis heute als relativ herrschaftsarm, weil sie große AutonomiespielrĂ€ume fĂŒr die BeschĂ€ftigten zu bieten scheint.

Diese Versprechen haben sich fĂŒr die "einfachen" Dienstleistungen - Verkauf im Einzelhandel, pflegende TĂ€tigkeiten, Post- und Paketdienste, Reinigungs- und andere Serviceaufgaben - zweifellos nicht erfĂŒllt. Geringe Löhne, Konkurrenzdruck, rare oder fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und Arbeitsisolation prĂ€gen das Segment "einfacher" Dienstleistungen. Die Hoffnung auf autonome EntfaltungsspielrĂ€ume hat sich verflĂŒchtigt, Hierarchie und Herrschaft entwickeln sich unter Bedingungen harten Rationalisierungsdrucks.

Anhand von umfangreichen Beobachtungen und Interviews mit BeschĂ€ftigten der "einfachen" Dienstleistungsarbeit zeigt Philipp Staab auf, dass die Frage nach Proletarisierung in unserer Gesellschaft mit dem Verschwinden der Industriearbeit nicht obsolet geworden ist. Es ist eine neue Form einer postindustriellen "ProletaritĂ€t" entstanden, die Arbeits- und LebensfĂŒhrung gleichermaßen prĂ€gt. Somit ist der entscheidende Ort der Produktion und Verfestigung von Ungleichheit gerade dort auszumachen, wo er gemessen an gesellschaftlichen Hoffnungen nicht mehr sein sollte: am Rand der Dienstleistungsgesellschaft.