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Missbraucht im Namen des Herrn

E-book


Wie bringt man Eltern dazu, ihr 10-jÀhriges Kind allen Ernstes vor die Wahl zu stellen: »Wenn der Herr Jesus Mama und Papa geholt hat, wo willst du dann bleiben, bei Oma oder lieber bei Tante Helga«? oder völlig emotionslos zu sagen: »Wenn du erst in der Hölle bist, dann können wir dir auch nicht mehr helfen«! Willkommen in der Welt einer Evangelischen Freikirche.

Bernd Vogt wurde in eine strengglĂ€ubige christliche Gemeinschaft, der auch heute noch sein Ă€lterer Bruder als Prediger angehört, hineingeboren. Als er mit 16 Jahren den Ausstieg schafft, liegt ein neues, faszinierendes Leben als »Weltmensch« vor ihm. Noch ahnt er nicht, dass ihn die zerstörerischen GlaubenssĂ€tze, die ihm seit frĂŒhesten Kindertagen eingetrichtert wurden, viele Jahre spĂ€ter in Form schwerer Erkrankungen, Ängsten und Depressionen einholen sollten.

Mit seinem Buch gewĂ€hrt er Einblicke hinter die Kulissen scheinbar harmloser evangelikaler Freikirchen, die der breiten Öffentlichkeit sonst verwehrt bleiben. Er berichtet von einer Kindheit, die er als Außenseiter in Schule und Gesellschaft erlebte. Es sind mal tieftraurige Schilderungen, dann wieder urkomische Szenen, die er beschreibt; wie etwa sein verzweifelter Versuch, »im Freibad wie Jesus ĂŒbers Wasser zu laufen« oder »das Gebirge vor seiner HaustĂŒr zu versetzen«. So entfĂŒhrt er die LeserInnen in eine groteske Parallelwelt – in ein Irrenhaus, das er Familie nannte, in eine »Heil«Anstalt, die er Gemeinde nannte.

Ein aufrĂŒttelndes, ĂŒberaus humorvolles Buch, das Nichtchristen wie GlĂ€ubige gleichermaßen zum Nachdenken anregt.