Am Beispiel von Gonzo-Pornografie, einer männlich-chauvinistischen und nach dem Millennium dominierenden Form der Internetpornografie, die sich mit Point-of-View-Darstellungen einer Vermittlung der Erfahrung der Teilhabe verschreibt, soll Pornografie in die Geschichte dokumentarischer Formen eingeordnet und damit das traditionelle Verständnis vom Dokumentarfilm erweitert werden.
Weitere zentrale Fragen betreffen Probleme im aktuellen Verständnis von Authentizität und den maskulinistischen Backlash im so genannten Post-Truth-Zeitalter, das dadurch gekennzeichnet ist, dass authentisches Medienerlebnis und emotionaler Effekt Vorrang gegenüber gesicherten Fakten und schlüssigen Argumenten haben. Die Arbeit untersucht die audiovisuellen Strategien, Geschlechterverhältnisse und spezifischen Konstruktionen von Authentizität des Gonzo. Gonzo ist Teil von Amateurproduktionen, denen gemeinhin zugesprochen wird, von der Leidenschaft zu einem Hobby angetrieben zu sein und nicht etwa von finanziellem Interesse, doch deshalb ist keine Unabhängigkeit von der Pornoindustrie gegeben.
Durch die beispielhafte Analyse der audiovisuellen Strategien in Amateur-Produktionen in Verbindung mit Theorien der kritischen Männlichkeitsforschung schließt diese Untersuchung eine Forschungslücke und zeigt Probleme unseres aktuellen Verständnisses von "Authentizität" auf. Dies kann zu einem besseren Verständnis dessen führen, wohin sich die rasante Entwicklung von Internetmedien bewegt und dazu beitragen, Herausforderungen der Medienentwicklung im sogenannten Post-Truth-Zeitalter zu meistern.