Die junge Witwe Bilqiss soll gesteinigt werden, weil sie anstelle des (betrunkenen) Muezzin zum Morgengebet gerufen hat und zudem (bewiesenermaßen) Make-up, Stöckelschuhe und sogar einen Lyrikband besitzt…
Wie irre muss man sein, um in einer Aubergine einen Phallus zu sehen und ihren Kauf nur zerstückelt zu erlauben? Das fragt Bilqiss, die widerspenstige Heldin dieses tragikomischen Romans. Man hat sie verurteilt, man hat sie verdammt, man wird sie steinigen. Bilqiss jedoch lässt sich den Mund nicht verbieten, sie verteidigt sich selbst vor dem überforderten Richter. Tags im Gerichtssaal, nachts in ihrer Zelle, wo er sie bald regelmäßig besucht. Rhetorisch geschickt und außerdem klug entlarvt sie die obszöne Fehlinterpretation des Korans und die scheinheilige Moral, erzwingt Tag um Tag den Aufschub ihrer Hinrichtung.
Die Weltöffentlichkeit verfolgt das Ganze in Echtzeit, schon ziert das Antlitz der Angeklagten amerikanische Solidaritäts-Tassen. Eine jüdische Journalistin reist an, um sich selbst ein Bild und eine große Reportage über den Fall zu machen.
Wütend, witzig und weise erzählt dieser Roman die Geschichte einer freien Frau in einem islamischen Land. Saphia Azzeddine schreibt mit viel Ironie und leichter Hand, dabei ist es ihr bitter ernst. Bilqiss wird sich nicht beugen, nicht um Verzeihung bitten. Und schließlich wird das Urteil gesprochen.