Thukydides' Geschichte des Peloponnesischen Krieges (ca. 400 v. Chr.) gilt als der Klassiker der antiken Auseinandersetzung mit ›Seeherrschaft‹. Es wird sogar angenommen, das Werk sei verfasst worden, um ein bleibendes Zeugnis vom Wert und der Bedeutung maritimer Macht abzulegen, geschrieben nicht allein mit Blick auf die Zeit des klassischen Athen, sondern mit universellerem Anspruch. Angesichts solch wirkmächtiger Deutungstraditionen unterzieht die Untersuchung den Text einer neuerlichen Analyse, die nach der tieferen Funktion fragt, die dem Motiv der ›Beherrschung des Meeres‹ in Thukydides' historiographischem Bericht zukommt. Anhand einer detaillierten, die literarische Gestaltung des Textes ebenso wie seine zeitgenössischen Bedingungen beachtenden Lektüre wird deutlich, dass Thukydides weit davon entfernt ist, einer Seeherrschaftsideologie das Wort zu reden. Vielmehr demonstriert er an seinem historischen Gegenstand die Möglichkeiten und vor allem auch die Grenzen dieser Macht, um dadurch die Unzulänglichkeit einer Entscheidungsfindung offenzulegen, die sich auch vom Versprechen grenzenloser Macht zur See leiten ließ. Der Vergleich mit anderen Texten, die die Frage der ›Beherrschbarkeit‹ des Meeres verhandeln, kann Thukydides' Darstellung weiter in den Kontext zeitgenössischer Reflexion einordnen und verdeutlichen, wie er den Seeherrschaftsdiskurs des 5. Jahrhunderts v. Chr. aufgriff und zu einem Element seiner historischen Analyse formte.
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