Steens Bild des Bürgers von Delft zeigt diesen, wie er selbstgefällig vor seiner Haustür sitzt und den Beglaubigungs-Schein der bedürftigen Bettlerin in der Hand hält. Er reagiert nicht wunschgemäß, sondern verharrt in Regungslosigkeit. Der Betrachter kann sich die Bild-Situation nach der Verborgenen Geometrie vergegenwärtigen:
Dem Bürger, welcher der rituell Einzuweihende ist, hat seine Anima (hier Tochter) verloren und schaut auf die Frau mit dem Sohn, die sich ihm genähert hat. Sein Problem besteht darin, dass er nicht von Herzen der Frau etwas geben kann, da ihm das Herzliche, das Einfühlende, fehlt, das er zurück zu gewinnen sucht, was mit der Vergegenwärtigung des vor ihm erschienenen Weiblichen beginnt. Hierzu absolviert er verborgen-geometrisch seinen Einweihungsweg, der ihn durch die Tiefen des Unbewussten und Höhen des Geistes führt. Er gewinnt, geometrisch-symbolisch gesehen, auf dialektischem Weg das sein männliches nach oben weisendes magisches Dreieck ergänzende, nach unten zum unbewussten Wasser weisende und zur Raute ergänzende Gegendreieck, worin er seine Ganzheit (seine Individuation nach C.G.Jung) findet (als Re-Integration seiner Anima).
Derart für Empfindungen sensibilisiert, beachtet und schätzt er das Herz der Frau (durch dessen Erhebung am Baukran, hermetisch gesprochen), sowie ihren leeren Korb, den er anfüllt. Der dialektische Weg zur Ganzwerdung wird geometrisch detailliert beschrieben.