Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Das Läuten des Telefons zerriss die Stille der Nacht. Frau Rennert, die Leiterin des Kinderheims Sophienlust, fuhr aus dem Schlaf hoch. Verwirrt starrte sie in die Dunkelheit. Da läutete das Telefon zum zweiten Mal.
Die Heimleiterin knipste die Nachttischlampe an und schwang ihre Beine über den Bettrand. Auf bloßen Füßen ging sie in den neben dem Schlafzimmer liegenden Wohnraum und hob den Hörer des Telefons ab. »Sophienlust«, meldete sie sich und unterdrückte ein Gähnen.
»Bin ich mit dem Kinderheim Sophienlust verbunden?«, fragte eine aufgeregte Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Ja!« Frau Rennert setzte sich in den bequemen Sessel, der neben dem Telefontischchen stand.
»Wer ist denn am Apparat?«, fragte die Stimme hastig.
»Frau Rennert, die Heimleiterin. Würden Sie mir bitte auch Ihren Namen sagen?«
»Der ist überhaupt nicht wichtig. Es handelt sich um ein Kind. Um ein Mädchen.«
»Sie möchten das Kind in unserem Heim unterbringen?«, fragte Frau Rennert. Sie war gewohnt, mit schwierigen Leuten zu verhandeln, und verlor nur selten die Geduld.
»Ich muss das Kind in Ihr Heim bringen. Kann ich sofort zu Ihnen kommen?«
»Möchten Sie mir nicht doch Ihren Namen nennen?«, fragte Frau Rennert. »Sehen Sie, wir können nicht so einfach ein Kind bei uns aufnehmen, ohne wenigstens die nötigsten persönlichen Angaben zu erhalten. Handelt es sich um Ihr Kind?«
»Nein, Ellen ist nicht meine Tochter, aber ist dies denn tatsächlich so wichtig? Hören Sie, es handelt sich um einen Notfall. Das Kind ist mir anvertraut worden, aber ich glaube nicht, dass ich es länger beschützen kann. Jede Minute, die ich hier am Telefon vertrödele,