Rosendorfer erzählt Geschichte, die fasziniert. Vor allem, wenn sie ein großer Geschichtenerzähler mit so klarem Wissen und in so unterhaltsamer Form darbringt, dabei unversehens ganz neue Zusammenhänge aufdeckt und mit bestechender Sachkenntnis und feinsinniger Beobachtungsgabe die wahren Triebfedern der Geschichte entlarvt.
Herbert Rosendorfers ungewöhnliche und doch umfassende Geschichte des Mittelalters beginnt mit den ungeordneten Volkshaufen der Germanen und ihrer ungebrochenen Rauflust und endet, als mit Heinrich V. im Dom zu Speyer auch eine alt gewordene Zeit zu Ende ging. Dabei klärt Rosendorfer nicht nur die Frage, wann die Alemannen damit begonnen haben, Häusle zu bauen und Käse zuzubereiten, sondern er beleuchtet auch die Beißtechnik der Hunnen und bringt Ariovist als Inhaber eines Schweizer Nummernkontos ins Gespräch. Seine mit feinen Zwischentönen unterlegte Chronik zeigt, dass man der Wahrheit dann am nächsten kommt, wenn man sich im Klaren ist, dass man nur vermuten kann. Und da bietet Rosendorfers unerschöpfliche Phantasie die sicherste Quelle.
Über den Sprecher: Der Journalist und Schriftsteller Gert Heidenreich, ausgezeichnet u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis und der goldenen Ehrenmedaille des Bayerischen Rundfunks, produziert auch selbst zahlreiche Hörfunkprojekte und Hörspiele.
Sia
31.7.2023
Gerd Heidenreich liest - wie immer - fantastisch. Man merkt, dass er selbst eine, sagen wir, geisteswissenschaftliche Bildung genossen hat und auch literarisch tätig ist. Überraschend war dennoch Herbert Rosendörfer. Ich habe mich schon lang nicht mehr beim Lesen oder Hören historischer Inhalte derart amüsiert. Humorvoll, zuweilen auf Messers Schneide, wenn es um political correctness geht, und in einer (Danke. Danke. Danke.) wortschatzreichen und experimentierfreudigen Erzählweise vergingen die Stunden wie im Fluge. Gottseidank gibt es noch weitere Teile. Apropos Gott. Seine Abneigung gegen die (katholische) Kirche, aber auch gegen jedwede Religion geht über bloßen Atheismus weit hinaus und war mir etwas zu oft herausgestellt. Dennoch: Auf hörenswerte und amüsante Weise wurden Erinnerungen an Lektüre geweckt, die vor langer Zeit genossen wurde und auch eine Menge Neues gelernt.
Gabriele
10.7.2023
Gert Heidenreich ist in meinen Augen ein absolut toller Vorlesender. Und Herbert Rosendorfer ist ein wunderbares Werk gelungen .
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