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Die Gedankenleserin

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„Obwohl Esteban nicht besonders sensibel auf meine Reaktionen war, merkte er schon, dass mir seine Zärtlichkeiten nicht gefielen. Er murmelte trocken: ‚Warum schaust du so ernst aus? Ich habe dir nichts Schlechtes gesagt.’

Nein, gesagt hat er es nicht, nur gedacht. Aber natürlich konnte er nicht ahnen, dass ich es wusste, und ich konnte es ihm nicht erzählen. Er hätte mir sowieso nicht geglaubt; er hätte gesagt, dass meine übersinnlichen Wahrnehmungen nur in meiner eigenen Fantasie bestehen.“

Die spanische Versicherungsangestellte Natalia, 47 Jahre alt, verheiratet und ohne Kinder, ist keine Hexe, aber sie hat seit ihrer Geburt die Begabung, die Gedanken aller Menschen, die sie sieht, zu lesen. Wie gelingt es ihr, damit zu leben? Ihre Andersartigkeit ist wie eine Naturkatastrophe, ein Tsunami von psychologischen Konflikten mit schrecklicher Gewalt.

Drei verschiedene Sprachebenen vermischen sich in ihrer Kommunikation mit den anderen. Erstens, was die Menschen sagen, zweitens, was sie denken und drittens, die gedachte Antwort, die Natalia auf die Gedanken der anderen gibt. Die Handlung spielt ständig mit diesen drei Ebenen.

Eine Familienfeier wird beschrieben. Ihre Schwägerin wird von dem Gedanken verfolgt, dass die Tante Eugenia sie vergiften will. Natalia flüchtet vor dem Besuch ihrer Stieftochter in das nachmittags leere Büro der Versicherungsgesellschaft. Dort erinnert sie sich an eine Internetliebe und an all die Gedanken, die sie schon als Kind bei den anderen beobachten konnte: Die Gedanken der Mutter, des Beichtvaters in der Kirche, später des untreuen Verlobten, der Kunden und Kollegen und der sexbesessenen Freundin Cecilia beim Frauenarzt.

Nicht mehr als Erinnerung, sondern als eine surreale Gestalt, eine Angstvorstellung,

erscheint ihr die Terroristin Alexandra, die ein Bombenattentat vorbereitet.

Kann Natalia durch ihre Gabe der Telepathie etwas für die Menschen tun, um Verbrechen aller Art zu vermeiden?