Eisbären im Dschungel, mysteriöse Rauchmonster, nicht alternde Figuren und Zeitsprünge, die es den Söhnen ermöglichen, ihre Eltern in Jugendjahren kennenzulernen - dies sind nur einige Elemente, die in LOST Fragen aufwerfen und den Zuschauer, gibt er sich nicht mit dem Gefühl zufrieden, verloren im Labyrinth von LOST zu sein, zur heoriebildung animieren. Keine Fernsehserie hat ihr Publikum bisher so zu Diskussionen verleitet wie die zwischen 2004 und 2010 ausgestrahlten sechs Staffeln von LOST. Die komplizierte Erzählstruktur der US-amerikanischen TV-Serie stiftet die Zuschauer genauso wie manch mysteriöses Vorkommnis zu Spekulationen an. Und das mittlerweile ausufernde interaktive Nachschlagekompendium lostpedia.com ist inzwischen fast genauso unergründlich wie die Serie selbst. Und so waren die Erwartungen der Zuschauer groß, als ABC mit der sechsten die letzte Staffel ankündigte, die im Frühjahr dieses Jahres in den USA ausgestrahlt wurde. Doch entgegen aller Hoffnungen sind mit dem Abschluss der Fernsehserie im Mai 2010 keinesfalls alle Rätsel gelöst, Zusammenhänge geklärt und Anspielungen aufgenommen. Das Labyrinth von LOST hält noch einige dunkle Wegbiegungen bereit.
Der vorliegende Band widmet sich der ausführlichen Untersuchung der Fernsehserie, die Fragen über das Zusammenleben menschlicher Kollektive genauso aufwirft wie über die Bedeutung von Erzählstrategien. Aus kultur-, medien- und literaturwissenschaftlicher Perspektive geradezu erkunden die Autoren den Insel-Irrgarten im Hinblick auf Erzählstrukturen, Intermedialität, Motivgeschichte, Organisationsformen von Kollektiven sowie Ritualen und leuchten dabei sowohl die Hauptstraßen als auch die Trampelpfade und Querverbindungen im Labyrinth von LOST aus.