Erzählungen 5 : Apaturien, Saccumum, Mitgefühl.

In der schriftlich fixierten Sprachanwendung ist Albert Ehrenstein den meisten zeitgenössischen Autoren um Lichtjahre voraus, dennoch ist er bis heute nahezu unbekannt. Gepaart mit herrlicher Situationskomik und einem großartigen Verständnis für Menschen und Gesellschaftsstrukturen entsteht so eine bemerkenswerte Prosa, welche ihren poetischen Glanz auf diesem Hörbuch in Form der folgenden drei Erzählungen erstrahlen lässt: Apaturien erzählt die Geschichte eines namenlosen Söldners aus der Antike, der aufgrund der Rettung einer jungen Frau vor betrunkenen Waffenbrüdern von deren Vater in die Geheimnisse der Bildung eingeweiht wird. Mit dem Wissen seiner Zeit und einer profunden Praxiserfahrung ausgestattet gebraucht er zielstrebig seinen nun überlegenen Geist, um eine beispiellose Karriere bis zum Königsstatus hinzulegen. Im Halbrausch einer erlittenen Verletzung lässt er einen Teil seines Lebens Revue passieren. Dabei schildert er in einer seiner höchsten Bildung geschuldeten Ausdrucksform profane Erlebnisse seiner Jugend, welche die kuriose und aberwitzige Kulisse seiner erste Liebe abbilden. Ganz nebenbei zieht er dabei noch die sich ewig wandelnden Götter- und Religionswahrheiten herrlich durch den Kakao. "Saccumum" berichtet von einer legendären Stadt, deren geographischen Standort niemand mehr kennt. Überliefert ist moralische und ethische Verwerflichkeit einzelner Bewohner, besonders eines dadurch zum Vogt ernannten Stasi-Talentes, das seine überneugierige Nase mit fetischistischem Zwang krankhaft gerne in anderer Leute Leben steckte und so die Seelen seiner Mitbürger vergiftete und seine Umgebung mit Dunkelheit erfüllte. Allerdings bleibt offen, ob dieser Fleisch gewordene Moralfluch der Grund für die grausame Rache der Götter bzw. warum diese urbane zivilisatorische Perle dem Untergang geweiht war und die Naturgewalten alles Leben im Umkreis dieses Schand-Vogtes ausgelöscht haben. "Mitgefühl" zeigt einen Gesellschaftsausschnitt, in welchem ärgste Not herrscht. Der Ich-Erzähler betritt als Fremder diese Bühne der Bitterkeit und gerät in Erklärungsnot sich selbst gegenüber, denn ambivalente Emotionen sind nicht so leicht auszudrücken....