Der Gelehrte Faust ist unzufrieden. Er erkennt, dass die Wissenschaften, die in seinem Leben bisher eine zentrale Rolle eingenommen haben, nur bruchstückhafte Teilerkenntnisse des Lebens ermöglichen. Um zu einer ganzheitlichen Wahrheitsfindung zu gelangen, wendet sich Faust der Magie zu. Der »Erdgeist« soll ihm zur Erkenntnis verhelfen. Doch der Erdgeist verweigert sich und verspottet Faust sogar. Faust denkt an Freitod. Erst im Kontakt mit gut gelaunten Bürgern kommt er wieder auf positivere Gedanken. Dennoch bleibt die innere Zerrissenheit zwischen akademischer Enthaltsamkeit und Lebenslust bestehen (»Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust«).
In dieser Situation tritt Mephisto an Faust heran: Er habe die Fähigkeit, Faust zur Lebensfreude zurückzuführen, wenn Faust sich auf ihn einlasse. Faust akzeptiert. Tatsächlich stürzt sich Faust kurz darauf in ein Liebesabenteuer. Im Hintergrund zieht Mephisto die Fäden. Doch daraus entsteht nichts Gutes. Das Liebesabenteuer und die nachfolgenden Lebensstationen Fausts geraten durch den Einfluss Mephistos zur Tragödie.
Goethes »Faust« von 1808/1832 ist eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur. Zu Geschichte, Wirkungen und Interpretationen gibt es Tausende von Veröffentlichungen. Die Arbeit am Faust bezeichnete Goethe in seinen Aufzeichnungen wiederholt als sein wichtigstes Werk, sein »Hauptgeschäft«.