Es war ein typischer nebliger Morgen in Emden, als der Anruf kam. "Moin, Kommissar Bremshey", meldete sich die kratzige Stimme unseres Pathologen Dr. Heiko Schormöller im Telefonhörer. "Wir haben eine Leiche gefunden. Es wäre gut, wenn Sie sofort herkommen würden."
Ich griff nach meiner Teekanne, die noch halbvoll war, und schenkte mir einen letzten Schluck Ostfriesentee ein. Traditionen mussten gewahrt bleiben, egal was geschah. Frerich Bolten, mein Kollege, saß bereits in der Ecke unseres kleinen Büros und blätterte in den Einsatzberichten der letzten Woche. Er sah auf, als ich den Hörer auflegte.
"Was gibt's, Chef?" fragte er mit seiner gewohnt ruhigen Stimme.
"Eine Leiche im Hafen. Komm, das schauen wir uns an."
Der Nebel war dicht, als wir auf die Straße traten. Emden, eine Stadt durchdrungen von Wasserkanälen und umrahmt von Marsch- und Moorlandschaften, schlief noch halb. Die Geräusche des Hafens, das tiefe Brummen der Schiffe und das Kreischen der Möwen, waren gedämpft durch den nebeligen Schleier, der sich über alles legte
