Eine Familie aus Wuhan und ihre Gäste, die im Januar 2020 zu den Neujahrsfeierlichkeiten angereist sind, werden mit dem plötzlichen Ausbruch einer Pandemie vom Lockdown überrascht und beschließen daraufhin, sich gegenseitig Märchen zu erzählen, um sich in geselliger Runde die Zeit zu vertreiben. Unter den Gästen ist auch die Studentin Annika Schmitz aus Köln, die später eine Auswahl der Geschichten aufgeschrieben und ins Deutsche übertragen hat.
Die Märchen vom Drachenfluss greifen auf Elemente der Jahrtausende alten chinesischen Mythologie zurück, um sie neu zu kombinieren und bunt zu vermischen. Vielfach begegnet man in den volkstümlichen Geschichten fantastischen Verwandlungen vom Menschen zum Tier und umgekehrt. Zu solchen Metamorphosen ist die neunschwänzige Fuchsfee ebenso befähigt wie die weiße Schlange, die in unterschiedlichen Regionen Chinas von Bedeutung ist. Die Beziehung der Menschen zum Göttlichen, zum Kosmos, zur Natur und zu anderen Lebewesen hat dabei oft eine Schlüsselbedeutung. Eine besondere Rolle spielt in den hier versammelten Märchen das Verhältnis des Menschen zum Tier und seine Verbindung zum Göttlichen. Dabei überlagern sich vielfach westliche und östliche Komponenten, da die Verfasserin sich die poetische Freiheit nimmt, Erfundenes und Überliefertes miteinander zu vermischen und zu verweben.