Ein "Medium des freien Werdens" – so nennt der Mathematiker Hermann Weyl (1885–1955) im Jahre 1921 das Kontinuum. Diese Bezeichnung bildet den Anlass, die medientheoretische Bedeutung der philosophischen Schriften Hermann Weyls zu untersuchen. Die vorliegende Publikation erarbeitet dabei die Differenzen zwischen den Diskursen Weyls und des Philosophen Ernst Cassirer. Laut Weyl ist das konstruktive Kontinuum, in dem seiner Meinung nach die Physik präparierte Ereignisse ansiedelt, scharf von der anschaulichen Wirklichkeit zu trennen. Er sieht dieses als Produkt des menschlichen Bewusstseins. In seiner "Philosophie der symbolischen Formen" macht Cassirer deutlich, dass aus seiner Sicht und entgegen Weyls Theorie das konstruktive Kontinuum zusammen mit dem mathematischen Symbolismus eine Brücke zwischen Bewusstsein und Wirklichkeit bildet. Das Wechselverhältnis zwischen dem Mathematiker Weyl und dem Philosophen Cassirer zeigt beispielhafte Formen der Vermittlung zwischen Philosophie und moderner Naturwissenschaft.
Weyls Schriften werden vor dem Hintergrund der Rezeptionsgeschichte in der "experimentellen Epistemologie" und der "nomadischen Mathematik" als paradigmatisch für die Medientheorie gedeutet.