Raupen, die sich ihr eigenes Grab schaufeln, Haie, die künstlich beatmet werden, Enten, die noch im Schlaf nach Fressfeinden Ausschau halten, Schafe, die ihre Wolle von selbst abwerfen. Jede von Eva Menasses Erzählungen geht von einer kuriosen Tiermeldung aus und widmet sich doch ganz der Gattung Mensch. Die Autorin studiert ihre Objekte mit liebevoll-unerbittlichem Forscherinnenblick und erzählt mit einer wunderbaren Mischung aus pointiertem Witz und melancholischem Ernst.
3.5
Chris
31.7.2022
Absolute Empfehlung für dieses Buch! Wer Quasikristalle gelesen und genossen hat, wird auch dieses Buch mit mehreren Geschichten lieben. Da ist die Patchworkfamilie, die in Urlaub fährt und wir erleben aus Sicht der Mutter scharf beobachtet und sprachlich exzellent einen Türkeiurlaub, wie er mit Kindern eben ist. Minutiös beobachtet Menasse unsere alltägliche Realität. So wie man Tiere beschreibt mit ihren Eigenschaften und ihren Gliedmassen, ihren Fressfeinde und ihren Vorlieben, so beobachtet man lasse den alltäglichen Wahnsinn des menschlichen banalen Lebens. Dabei hat sie immer einen liebevollen Blick auf die Menschen die sich ab Mühen ein glückliches Leben zu führen, während sie der Tochter die Schlüssel beim Brechvirus in Türkei Urlaub entgegenhalten, oder über die Jugendliebe die viel zu früh verstorben ist sinnieren. Ihre setze sind nie zufällig und stets von höchster literarische Qualität. In sechs Nebensätzen kann sie eine ganz Lebensgeschichte eines vorübergehenden älteren Herrn am Buffet beschreiben. Für Menschen die Worte lieben und Geschichten und Menschen und das Leben.
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