In den letzten Jahren werden – u.a. angestoßen durch transhumanistische Diskurse und einschlägige Publikationen wie Insect Media (Jussi Parikka) oder Das Internet der Tiere (Alexander Pschera) – Tiere und Medien zunehmend auf produktive Weise zusammengedacht. Tiere sind dabei nicht auf die Rolle eines kulturwissenschaftlich beschreibbaren Motivs beschränkt, sondern sie treten in vielfältiger Weise als Mediennutzer in Erscheinung – etwa in der Animal Computer Interaction, die sich zunehmend als eigene Disziplin gegenüber der Human Computer Interaction positioniert. Medien schaffen eine neue Form der Verbindung zu Tieren und können teilweise sogar für die Tiere selbst von Nutzen sein.
In dieser Ausgabe von Tierstudien wird deshalb der Animal Turn in den Medienwissenschaften beleuchtet und an konkreten Fallbeispielen aus anderen Fachgebieten gezeigt, auf welche Weise und zu welchem Zweck Tiere als Medien bzw. (Ver-)Mittler fungieren oder eingesetzt werden (können). Beiträger*innen u.a. aus der Philosophie, Geschichtswissenschaft, Literatur- und Kulturwissenschaft, aber auch aus Design, Kunst und Computertechnologie analysieren, wie Tiere im Umgang oder im Verbund mit Medien eine spezifische Agency entfalten und welche Rolle diese Agency für gängige Differenzziehungen zwischen den Arten spielt.
Wenn Tieren, Menschen und Technik untrennbar miteinander gekoppelt werden, verändert sich nicht nur das Verständnis von Sozialität und Agency, sondern auch die Dominanz des Anthropozentrismus erfährt durch den Blick auf die technisch-mediale Verfasstheit von Tieren und ihr Eingebundensein in sozio-technische Assemblagen eine Einschränkung.