Claude Lévi-Strauss (*28.11.1908 Brüssel, † 30.10.2009 Paris) war französischer Ethnologe und Begründer der strukturalen Anthropologie. Seine Arbeiten zu Verwandtschaftsstrukturen, Klassifikationssystemen und Mythen schriftloser Völker haben die Soziologie maßgeblich beeinflusst. Als Ethnologe war er zunächst ein Spätberufener und stand institutionell eher am Rande des französischen Hochschulsystems, bis ihn seine Arbeiten zur strukturalen Anthropologie weltberühmt machten und alle akademischen Weihen einbrachten. Durch seine Neubewertung des Inzesttabus als elementares Vehikel sozialer Allianzbildung wurde Lévi-Strauss zum Begründer des sozialwissenschaftlichen Strukturalismus. Seine Analysen einheimischer Klassifikationssysteme entlarvten den vermeintlichen Abstammungsglauben primitiver Völker vom Tier- und Pflanzenreich als fixe Idee europäischer Forscher. Durch seine Rehabilitierung des mythischen Denkens trug er wesentlich zur Selbstrelativierung neuzeitlich-wissenschaftlicher Vorstellungen bei. Mit dieser Einführung erschließt Michael Kauppert Studierenden die biografischen und institutionellen Quellen der strukturalen Anthropologie und zeigt deren innere Gesamtarchitektur auf. Er skizziert außerdem einen Weg, wie sich die strukturale Analyse von Lévi-Strauss heute noch mit einer Soziologie lebensweltlichen Wissens verbinden lässt.
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