Oskar Panizza (1853–1921) war ein Außenseiter, ein Verfemter, ein
Solitär der Literatur um die Jahrhundertwende. Er wurde diffamiert,
ausgegrenzt, zensiert, eingekerkert, ging ins Exil, kehrte wieder zurück
und landete schließlich in der psychiatrischen Anstalt, wo er
1921 starb. Kein anderer Schriftsteller war im wilhelminischen Kaiserreich
solchen Repressionen ausgesetzt wie Oskar Panizza. In seinen
Texten spiegelt sich der diagnostische Blick des Mediziners wider, der
die Gesellschaft seziert. Panizza wütet, klagt an, bezichtigt, legt Unterdrückungsmechanismen
und gesellschaftliche In- und Exklusionsstrategien
offen, zumeist mit überbordendem Witz und schallender
Ironie. Neben der Gesellschaft nimmt Panizza auch die Kirche und die
psychiatrische Anstalt in den Blick. In seinen Erzählungen, Dramen,
Gedichten und Essays fordert er permanent die offizielle Welt heraus.
Die vorliegende Arbeit, die erste umfassende Monographie zu Panizza
seit vielen Jahren, entdeckt diesen fast vergessenen Autor neu: Sie
richtet ihr Hauptaugenmerk auf die Texte und lässt Biographisches
weitgehend außer Acht, fragt sowohl nach den Inhalten als auch nach
den erzählerischen Strategien der Subversion.