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Der Wald war ein letzter Ausweg

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FĂŒr Zinaida Krasner war die unbekannte Frau ihre letzte Hoffnung. Als sie zaghaft an die TĂŒr von Varvara Kosokovskajas bescheidener HĂŒtte klopfte, hoffte sie nur auf ein wenig zu essen. Die unbekannte Frau bat sie herein und befragte sie nach ihrem Leben im Ghetto von Berezino. ÜberwĂ€ltigt von dem Elend nahm sie das kleine MĂ€dchen zu sich. Sie wusste, dass sie damit ihr eigenes Leben und das ihres Mannes riskierte. Dieser schĂŒttelte nur den Kopf und erwiderte: »Was soll’s. Du hast sie ja schon aufgenommen.« In den darauffolgenden Jahren mussten sie tĂ€glich um ihr Leben zittern. Alle ĂŒberlebten wie durch ein Wunder.

Familie Kosokovski waren nicht die Einzigen, die einen solchen Schritt wagten. Dieses ist nur ein Beispiel, wie sich Bewohner des besetzten Weißrusslands der Verfolgung der Juden widersetzten. Einige taten es aus spontanem MitgefĂŒhl, andere empfanden einen starken Willen, Widerstand zu leisten. Andere wiederum wurden durch ihre TĂ€tigkeit im Untergrund mit RettungsfĂ€llen konfrontiert. Sie halfen Freunden, Mitstreiten im Widerstand oder auch Fremden.

Die deutschen Besatzer ĂŒberzogen Weißrussland mit einem brutalen Terror, der jeden einzelnen Lebensbereich der Zivilbevölkerung betraf. Am Ende der Okkupation waren ein Drittel der Landesbevölkerung ermordet, Millionen Menschen obdachlos und Hunderttausende zur Zwangsarbeit verschleppt worden. Der vorliegende Band stellt die Bedingungen und Dimensionen vor, unter denen sich Menschen dennoch zur Hilfe fĂŒr Verfolgte entschlossen. Beide Seiten, die Retter wie auch die Untergetauchten, trugen das tödliche Risiko in jeder Hinsicht gemeinsam.