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Die Surrealisten und C. G. Jung : Studien zur Rezeption der analytischen Psychologie im Surrealismus am Beispiel von Max Ernst, Victor Brauner und Hans Arp

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Der Surrealismus war die erste Kßnstlerbewegung, die fßr ihre kßnstlerische Produktion die Tiefenpsychologie systematisch in Anspruch nahm. Dabei ging die Forschung bisher von einer Konzentration auf Freuds Psychoanalyse und der deutlichen Ablehnung der analytischen Psychologie C. G. Jungs aus. Die vorliegende Studie belegt erstmals eine umfassende Rezeption Jungs im Kreis der Surrealisten. Dabei ist durchweg eine so selektive wie strategische Wahrnehmung der Theorien Freuds und Jungs festzustellen. Im ersten Teil der Arbeit wird der bislang fehlende systematische Vergleich surrealistischer mit jungianischen Positionen vorgenommen. Es lassen sich weitreichende Interessenßberschneidungen auf Gebieten feststellen, die Freud ausklammert, wie Alchemie, Okkultismus, Magie und Parapsychologie sowie deren Verknßpfung mit psychologischen Fragestellungen. In den surrealistischen Mythenkonzeptionen sind jungianische neben freudianischen Elementen nachzuweisen, ebenso in der Auffassung der Funktion von Sprache und Bild im Unbewussten. Die Romantik, einer der tragenden Pfeiler des Surrealismus, prägt mit ihren Vorstellungen von der symbolischen Lesbarkeit der Welt, der Belebtheit der Dinge, der psychologischen Natursymbolik und dem Konzept des Ich als Spiegel des Kosmos auch die Lehren Jungs bis in Details.

Im zweiten Teil wird die Rezeption mit Werkanalysen, der RelektĂźre von Texten und biographischen Aspekten in drei monographischen Kapiteln am Werk von Max Ernst, Victor Brauner und Hans Arp konkretisiert. Hier lassen sich unterschiedliche Rezeptionsweisen herausarbeiten: Steht bei Ernst und Brauner die Verwendung Jungscher Theoreme vom kollektiven Unbewussten, der Archetypenlehre und der tiefenpsychologischen Alchemiekonzeption zur Ausgestaltung komplexer Privatmythologien im Mittelpunkt, ist es bei Arp die Formulierung einer postromantischen kĂźnstlerischen Philosophie. Im systematischen wie in den monographischen Teilen zeigt sich dabei oftmals eine Kombination von Ideen Jungs und Freuds. Die KĂźnstler gingen bei der Auswahl ihrer Quellen wesentlich freier vor, als ihnen die Forschung bislang unterstellt.