Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt!
»Also, ein bisserl aufgeregt bin ich jetzt schon.« Heidi sah in ihren kleinen Handspiegel, dann fuhr sie sich ordnend durch die Haare und sah schließlich Luise an. Die lachte kurz auf. »Du bist gut, wenn sich wer keine Sorgen ums Aussehen machen muß, dann bist du das.« »Vielleicht hast ja recht«, erwiderte Heidi, »aber schließlich kommt ja net jeden Tag ein Fernsehteam ins Haus, um Aufnahmen zu machen, die dann auch noch zu sehen sind.« Luise lachte. »Sicher sind die Aufnahmen zu sehen, wofür sollten s' denn sonst gemacht werden? Außerdem kann es nur gut sein für den Bergerhof, es ist die beste Reklame, die wir uns wünschen können. Und net wir haben uns beim Fernsehen beworben, sondern sie sind an uns herangetreten.« Vor zweieinhalb Wochen waren zwei junge Männer im Bergerhof erschienen, hatten sich als Mitarbeiter eines regionalen Fernsehsenders ausgewiesen und dargelegt, daß sie zur Zeit eine Serie drehten, die die verschiedenen Regionen Bayerns und jeweils ein typisches Gasthaus der Region vorstellen würde. Für das Oberallgäu sei der Bergerhof gleich mehrfach vorgeschlagen worden und man wolle fragen, ob Bereitschaft da sei, einem Aufnahmeteam einen Tag lang Aufnahmen zu gestatten? Heidi und Luise hatten sich zuerst ein wenig ratlos angesehen, dann hatten sie sich kurz beraten und nicht viel später hatten die beiden jungen Männer den Bergerhof mit der Zusage für die Aufnahmen wieder verlassen. Telefonisch war der Termin vereinbart worden und vor einer Woche war dann noch mal ein kleines Team erschienen, um Details zu besprechen. Jetzt war Dienstag und damit Ruhetag und heute sollten die Aufnahmen stattfinden. Am Abend vorher waren Kabel, Lampen, Kameras und dergleichen gebracht worden und nun warteten Heidi und Luise auf das Kamerateam und die Reporterin, die die Serie im Fernsehen vorstellte. »Du«, sagte Luise, die das Fenster in der Küche im Auge hatte, »der Vorderegger-Franz kommt. Ob der was gehört hat? Er war jetzt schon lang' nimmer da.«