Nein, eine Bilanz ist ihre Sache nicht, aber einen RĂźckblick gĂśnnt sich Gisela Steineckert. Und ihre treuen Leser wissen um den Anlass, den 90. Geburtstag der Schriftstellerin. Besser aber wäre zu sagen, sie wagt diesen RĂźckblick. Denn der Versuchung, nur die Erfahrungen der Harmonie zu konservieren und vergangene Konflikte auszusparen oder kleinzureden, erliegt sie nicht. Sie ringt dem Gedächtnis ab, "was uns zu Leid und Lachen widerfahren ist. Da mischt sich vergangene Bitternis mit der wilden Wurzel Hoffnung und die langweilige Einsicht mit gebrochenen Versprechen, auf die wir uns einst mit uns selber geeinigt haben". Die tiefsten WĂźnsche, die bewegendsten Erinnerungen, die schĂśnsten Augenblicke, die peinlichsten Momente, die kleinen Ziele und die groĂen Träume â nichts Menschliches ist Gisela Steineckert fremd und keine ihrer an- und aufrĂźhrenden Erinnerungen geht an ihren Lesern vorbei. Sie findet stets den Punkt, an dem der Leser herausgefordert wird, sodass ein anregender Dialog entsteht. Egal, ob sie Ăźber Männer, Frauen, Familie, die Liebe oder das Alter reflektiert oder sich zu politischen Ereignissen und zur Geschichte ihrer Stadt, ihres Landes verhält. In allem lebt Kampfesmut und MitgefĂźhl, Solidarität und Hoffnung.