Obwohl der Ecocriticism international floriert, verzeichnet er kaum systematische gattungstheoretische Beiträge, die sich einem Kerninteresse der ökologisch orientierten Literaturwissenschaft widmen: der Frage nach den Affinitäten verschiedener literarischer Gattungen für ökologisches Wissen und ökologische Strukturen. Dieser Band untersucht die generisch bedingten Dispositionen und Funktionen einer Vielzahl von Genres hinsichtlich der Repräsentation ökologischer Relationen und Transformationen.Ergänzend zu dem in der Forschung vorherrschenden Fokus auf ökologisch engagierte Literatur schärft dieser Band den Blick für die ökologisch konzipierte Literatur und plädiert für eine genauere Untersuchung der Verschränkung beider Aspekte. Bezüge zur biologischen sowie zur angewandten Ökologie kennzeichnen die betrachteten Genres nicht nur auf der thematischen, sondern auch auf der strukturellen Ebene. Betrachtet werden daher neben der Modellierung des Mensch-Natur-Verhältnisses und der Auseinandersetzung mit ökologischen Fragen oder gar einer ökologischen Krise der je spezifische ›Texthaushalt‹ der einzelnen Genres, ihre Rhetorik und Modi der Wissenspopularisierung. Der Band stellt ein breites Spektrum ökologischer Genres aus verschiedenen Epochen, Literaturen und Kulturen vor und analysiert das jeweils charakteristische Zusammenspiel von Naturästhetik, Umweltethik und Wissenspoetik. Somit zeigt er anschaulich, dass ein Zuwachs ökologischen Wissens ebenso wie natürliche und anthropogene ökologische Transformationen verschiedenster Art Transformationen des literarischen Gattungssystems bewirkt haben und bewirken.