Was für eine wunderbare Biographie! Und wie aktuell erscheint plötzlich das ferne 16. Jahrhundert! Nur die Gegenspieler haben gewechselt. Humanismus gegen religiösen Fanatismus. Nationaler Egoismus contra Weltbürgertum. Erasmus hat die EU und die Vereinten Nationen vorausgedacht und die christliche Reformation angestoßen, die dann von Luther, dem religiösen Fanatiker, usurpiert und zur Revolution missbraucht wurde. Erasmus, der Mann des Ausgleichs, hat sich immer wieder um die Versöhnung der Parteien bemüht. Voraussehbar vergeblich. Für ihn war eine umfassende Bildung die Voraussetzung für eine humane Menschenwelt, aber er machte sich keine Illusionen darüber, dass die Verführer leichtes Spiel mit der dumpfen ungebildeten Masse haben. Erasmus war kein Demokrat, sondern ein Aristokrat des Geistes. Er kämpfte nicht für seine Überzeugungen, sondern legte sie in einer Unzahl von Schriften nieder. Unnachahmlich lässt die Wortkunst Stefan Zweigs Gestalten, Gedanken und Geschehnisse vor unseren Augen lebendig werden, die 500 Jahre zurückliegen.
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