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Whistler

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Whistler taucht zu einem entscheidenden Zeitpunkt der Kunstgeschichte auf und ĂŒbernimmt die Rolle eines VorlĂ€ufers. Den Impressionisten gleich hat er den Willen, seine Ideen durchzusetzen. In einer ersten Schaffensphase wird der KĂŒnstler vom Realismus Courbets und vom Japonismus beeinflusst. Whistler findet mit den Nocturnes und der Cremorne Gardens-Serie zu kĂŒnstlerischer EigenstĂ€ndigkeit, und stellt sich dem Akademismus entgegen. Das Portrait seiner Mutter nennt er Arrangement in Grau und Schwarz, was fĂŒr seine Ă€sthetischen Theorien sehr bezeichnend ist. Wenn er die LustgĂ€rten von Cremorne darstellt, so nicht, um identifizierbare Personen darauf abzubilden, sondern um eine Stimmung zu erfassen. Die Ufernebel der Themse, bleiche Lichter, Fabrikschlote haben es ihm angetan. WĂ€hrend dieses Zeitabschnitts schockiert er seine Zeitgenossen mit seinen abstrakt anmutenden Bildern. Die Portraits (Ganzfiguren) beherrschen seine nĂ€chste Phase, in der er BerĂŒhmtheit erlangt. Die portraitierten Personen werden in ihrer natĂŒrlichen Umgebung dargestellt, was ihnen eine merkwĂŒrdige PrĂ€senz verleiht. Oscar Wilde (1854 bis 1900) lĂ€sst sich von den Portraits zur Niederschrift des Bildnis des Dorian Gray inspirieren. Seine Launen, seine Eleganz und seine Persönlichkeit geben Anlass zu Neugierde und Bewunderung. Enger Freund von MallarmĂ© (1842 bis 1898), bewundert von Marcel Proust (1871 bis 1922), provozierender Dandy, empfindlicher Weltmann, anspruchsvoller KĂŒnstler: Whistler war ein wagemutiger Erneuerer.