Die Davoser Disputation zwischen Martin Heidegger und Ernst Cassirer (1929) gehört zu den Schlüsselereignissen der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Hinter ihrem offiziellen Thema — Kant und die Kant-Interpretation des Neukantianismus — stand ein grundsätzlicher Konflikt über Paradigmen philosophischer Theoriebildung — Existenz versus Kultur, Geschick versus Geschichte, die ›Bereitschaft‹ zu Angst und Tod gegen die "befreiende Kraft der symbolischen Formgebung". Die Entscheidung der Deutschen für Hitler und den politischen Totalitarismus war ausdrücklich eine Entscheidung gegen Programme und Orientierungen, die in der Cassirerschen Philosophie mit positiven Werten besetzt sind: Autonomie des Menschen und Humanität der Kultur. Aus diesem Grunde bleibt Davos gerade für das Verständnis auch der deutschen Kulturgeschichte und ihrer politischen Bedeutung im 20. Jahrhundert signifikant.