Die "totindoktrinierte Gesellschaft" ist die moderne Version von Platons Höhlengleichnis – nur dass die Schatten heute aus Bildschirmen, Lehrplänen und Schlagzeilen bestehen. Menschen verteidigen nicht mehr die Wahrheit, sondern ihre Fesseln. Wer es wagt, das parteipolitische Schauspiel oder die sogenannte Demokratie infrage zu stellen, trifft nicht auf Argumente, sondern auf Abwehr. Psychologisch nennt man das kognitive Dissonanz: Alles, was das gewohnte Weltbild bedroht, löst Angst aus, der Reflex ist nicht Denken, sondern Aggression.
Die Höhle ist heute aus Beton und Glas gebaut, mit LED-Wänden statt Fackeln und uniformierten Wächtern statt mythischer Schattenwerfer. Die Ketten heißen Gesetze, Steuern und Pflichten. Polizei, Bürokratie und Medien halten das Feuer am Brennen, damit die Schatten glaubwürdig bleiben. Wer die Wand verlässt, erlebt Schmerz: Das Licht blendet, die Freiheit schneidet. Doch gerade dieser Schmerz ist der einzige Beweis, dass man lebt.
Die Tragödie liegt darin, dass Herrschaft als Natur gilt. Ketten erscheinen normal, Unterwerfung als Pflicht. Opfer verteidigen ihre Gefangenschaft, weil sie gelernt haben, sie als Sicherheit zu begreifen. Parteien versprechen Rettung, während sie die Fesseln ölen. Bürokratien verkaufen Zwang als Ordnung. Medien inszenieren Missbrauch als Realität. Die Menschen zahlen dafür – mit Geld, mit Würde, mit ihrem Leben.
Doch Herrschaft ist kein Naturgesetz, sondern ein Projekt. Sie lebt nur, solange die Menschen die Schatten für Wirklichkeit halten. Befreiung beginnt mit der Weigerung, mitzuspielen – wenn man die Augen riskiert und den Blick ans Licht wagt. Die Wahl liegt nicht bei den Herrschenden, sie liegt bei uns. Wer sitzenbleibt, nennt die Ketten Sicherheit. Wer aufsteht, entdeckt, dass Freiheit nicht gewährt, sondern genommen wird.













